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Frau in Lagerhalle
Berufe, Regionen und Branchen im Blick

IHK Arbeitsmarktradar Bayern

Ergebnisse für Oberbayern

Arbeitskräfteengpass nach Qualifikationen in Oberbayern

Im Bezirk der IHK für München und Oberbayern fehlten 2022 rund 40.300 passend qualifizierte Arbeitskräfte (Abbildung 1). Davon entfielen rund 22.000 auf das Niveau „Fachkraft“ (v.a. berufliche Ausbildung), 6.400 auf das Niveau „Spezialist“ (z.B. Meister, Fachkräfte mit Weiterbildung, Bachelor) und 11.300 auf das Niveau „Experte“ (v.a. Akademiker mit Master-Abschluss). Rund 700 fehlende Arbeitskräfte entfallen auf das Niveau „Helfer“.

Bis 2027 steigt der Arbeitskräftemangel in Oberbayern voraussichtlich leicht auf 40.900 (+1,5 %) an. Am größten dürfte der Anstieg der Arbeitskräftelücke bei geringqualifizierten Helfern ausfallen, hier steigt sie von rund 700 auf 2.400 (+246,8 %). Zeitgleich dürfte der Anstieg der offenen Stellen für Helfer (+15,8 %) auf ein weiter zunehmendes Rekrutierungsproblem bei geringqualifizierten Arbeitskräften hinweisen. Während die Arbeitskräftelücke bis 2027 bei den Spezialisten stagniert, ist auf den Niveaus Experte (-6,3 %) und Fachkraft (-2,1 %) sogar eine rückläufige Entwicklung zu erwarten.

Ohne die Arbeitskräftelücke könnte die Wertschöpfung in Oberbayern 2027 4,7 Mrd. Euro beziehungsweise 1,6 % höher liegen.

Grafik 1: Arbeitskräftelücke in Oberbayern 2016 bis 2027

Arbeitskräftelücke in Oberbayern 2016 bis 2027

Top Engpass Berufe in Oberbayern

Tabelle 1 zeigt die Berufe mit den höchsten für 2027 in Oberbayern erwarteten Arbeitskräftelücken in absoluten Zahlen. Die mit Abstand größte Arbeitskräftelücke wird für den Verkauf (Fachkraft) erwartet, vor Informatik (Experte) und der Gesundheits- und Krankenpflege (Fachkraft).

Tabelle 1: Top 20 Arbeitskräftelücke in Oberbayern

Top 20 Arbeitskräftelücke in Oberbayern

Kurzfristfortschreibung: Beschäftigungsentwicklung bis 2027

Die Anzahl der SV-Beschäftigten ist von 2017 bis 2022 von 2.005.000 auf 2.195.000 gestiegen (+9,5 %). Bis 2027 könnte eine weitere Steigerung auf 2.413.000 erfolgen (+9,9 %), sofern die bisherigen Trends weiter anhalten (Abbildung 2). Wichtigste Treiber des Beschäftigungswachstums sind die Zuwanderung und die damit eng verbundene Arbeitsmarktintegration ausländischer Personen, gefolgt von der Partizipation Älterer.

Der Bezirk der IHK für München und Oberbayern profitiert zudem von einem steigenden Pendlersaldo, was darauf hindeutet, dass Pendler neue Jobs in der Region finden. Hier sind die Potenziale in München und Oberbayern überdurchschnittlich groß. Das Beschäftigungswachstum wird in jedem Fall zunehmend dadurch gebremst, dass die Zahl der Renteneintritte in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Aufgrund der jüngeren Altersstruktur in der Region werden die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels in Oberbayern jedoch etwas gedämpfter auftreten als in anderen bayerischen Regionen.

Die Zahl der Fachkräfte mit Berufsausbildung dürfte bis 2027 unterdurchschnittlich ansteigen (+3,9 %) und ihr Anteil an allen Beschäftigten somit abnehmen. Den mit Abstand größten Zuwachs dürften hochqualifizierte Experten mit Master oder vergleichbarer Qualifikation (+20,8 %) verzeichnen. Während die Zahl der Geringqualifizierten (+12,5 %) sowie Spezialisten mit Fortbildungs- oder Bachelorabschluss (+11,3 %) etwa gleichmäßig wachsen sollten.

Abbildung 2: Arbeitsnachfrage, -angebot und Beschäftigte in Oberbayern 2016 bis 2027

Arbeitsnachfrage, -angebot und Beschäftigte in Oberbayern 2016 bis 2027

Von den 37 Berufshauptgruppen wird in Oberbayern von 2022 bis 2027 das in absoluten Zahlen größte Beschäftigungswachstum in folgenden Bereichen prognostiziert: „Berufe in Unternehmensführung und -organisation“ (+35.500), „Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe“ (+33.100) und „Medizinische Gesundheitsberufe“ (+21.700). Den größten Rückgang dürfte es in der Berufshauptgruppe „Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe“ (-4.800) geben.

Untersucht man detailliert die 1.300 Berufsgattungen in Bayern dürfte von 2022 bis 2027 das größte Beschäftigungswachstum in folgenden Bereichen stattfinden: „Softwareentwicklung – Experte“ (+15.800), „Aufsicht und Führung - Unternehmensorganisation und -strategie – Spezialist“ (+9.500) und „Techn. Forschung und Entwicklung – Experte“ (+8.200). Der größte Rückgang wird in der Berufsgattung „Bankkaufleute – Fachkraft“ (-6.600) erwartet.

Von 88 Branchen dürfte das in absoluten Zahlen größte Beschäftigungswachstum in folgenden Bereichen stattfinden: „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ (+39.600), „Gesundheitswesen“ (+20.200), „Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe“ (+15.400). Der größte Rückgang wird in der Branche „Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften“ (-7.700) erwartet.

Langfristfortschreibung: Beschäftigungsentwicklung bis 2037

In Abbildung 3 sind drei unterschiedliche Szenarien für die Beschäftigungsentwicklung in Oberbayern bis 2037 dargestellt.

Im ersten Szenario (dunkelblaue Linie) wird nur die demografische Entwicklung anhand der aktuellen Altersstruktur betrachtet. Diese lässt sich sehr gut vorhersagen. Andere Faktoren bleiben zunächst unberücksichtigt. Auf Grund des Ausscheidens der besonders geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ist in diesem Szenario mit einem sehr starken Rückgang der SV-Beschäftigung um 6,4 % bzw. rund 141.000 Personen bis 2037 zu rechnen.

Im zweiten Szenario (hellblaue Linie) wird zusätzlich zur Demografie die Zuwanderung berücksichtigt. Dabei wird bis 2037 eine ähnlich starke Zuwanderung wie im Durchschnitt der letzten Jahre unterstellt. Damit käme es zu einem Aufbau an SV-Beschäftigung um 2,0 % bzw. rund 44.000 Personen.

Abbildung 3: Langfristige Beschäftigtenentwicklung in Oberbayern 2022 bis 2037

Langfristige Beschäftigtenentwicklung in Oberbayern 2022 bis 2037

Das dritte Szenario (grüne Linie) entspricht bis 2027 der Trendfortschreibung, auf welcher der Arbeitsmarktradar aufbaut. Zusätzlich zu Demografie und Zuwanderung wird hier bis 2027 auch eine weitere Steigerung der Partizipationsquoten von Ausländern, Älteren und Frauen im Durchschnitt der letzten Jahre unterstellt. Ab 2027 werden die Partizipationsquoten dann konstant gehalten und nur noch Demografie und Zuwanderung berücksichtigt. In diesem Szenario wäre sogar ein Zuwachs an Beschäftigung um 10,8 % bzw. rund 236.000 SV-Beschäftigte möglich.