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Frau in Lagerhalle
Berufe, Regionen und Branchen im Blick

IHK Arbeitsmarktradar Bayern

Ergebnisse für Oberbayern

Kurzfristprognose: Beschäftigungsentwicklung bis 2028

Die Anzahl der SV-Beschäftigten im Bezirk der IHK für München und Oberbayern ist von 2018 bis 2023 von 2,06 Mio. auf 2,23 Mio. gestiegen (+8,3 %). Der IHK Arbeitsmarktradar (Abbildung 1) prognostiziert bis 2028 einen weiteren Anstieg auf 2,39 Mio. (+7,1 %).

Das erwartete Beschäftigungswachstum in Oberbayern wird dabei insbesondere von steigender Zuwanderung und einer wachsenden Arbeitsmarktintegration ausländischer Personen getragen. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung wird die weiter steigende Erwerbsbeteiligung von Älteren leisten. Zudem profitiert die Region von einem steigenden Pendlersaldo. 

Gleichzeitig steigt die Zahl der Renteneintritte in den nächsten Jahren weiter an, so dass die demografische Entwicklung diesen Beschäftigungsaufbau spürbar abbremst. Aufgrund der jüngeren Altersstruktur in der Region werden die negativen Auswirkungen des demografischen Wandels in Oberbayern jedoch etwas gedämpfter auftreten als in anderen bayerischen Regionen. 

Diese insgesamt positive Entwicklung setzt jedoch voraus, dass die oben beschriebenen Trends tatsächlich weiter anhalten und sich die aktuelle konjunkturelle Krise nicht zu einer längerfristigen strukturellen Krise entwickelt und sich spürbar auf die Beschäftigung auswirkt.

Abbildung 1: Arbeitsnachfrage, -angebot und Beschäftigte in Oberbayern 2017 bis 2028 in Mio.

Arbeitsnachfrage, -angebot und Beschäftigte in Oberbayern 2017 bis 2028 in Mio.

Das Beschäftigungswachstum in Oberbayern entwickelt sich über die einzelnen Berufe hinweg sehr unterschiedlich. Den größten Zuwachs an Beschäftigung dürften bis 2028 mit einem Plus von 14.800 die Softwareentwickler auf Expertenniveau zu verzeichnen haben. Deutlich mehr Beschäftigte wird es auch bei Spezialisten im Beruf „Aufsicht und Führung - Unternehmensorganisation und -strategie“ (+8.000) geben. Auch bei den Spezialisten in der Kinderbetreuung und -erziehung (+7.000) wird es einen deutlichen Stellenaufbau geben.

Der größte Rückgang an Beschäftigung wird bis 2028 für Fachkräfte im Gastronomieservice erwartet (-7.000). Auch Bankkaufleute auf Fachkraftniveau (-5.500) und Fachkräfte im Objekt-, Werte- und Personenschutz (-3.900) dürften bis dahin einen deutlichen Rückgang an Beschäftigung verzeichnen.

Langfristprognose: Beschäftigungsentwicklung bis 2038

In Abbildung 2 sind drei unterschiedliche Szenarien für die Beschäftigungsentwicklung bis 2038 in Oberbayern dargestellt. 

Im ersten Szenario (dunkelblaue Linie) wird nur die demografische Entwicklung, also die Austritte aus dem Arbeitsmarkt, insbesondere aufgrund von Renteneintritt, und die Neueintritte betrachtet. Andere Einflussfaktoren, wie die Partizipationsquote von Frauen, Älteren und ausländischen Beschäftigten bleiben im ersten Szenario konstant und es wird keine Zuwanderung aus dem Ausland unterstellt. Auf Grund des Ausscheidens der besonders geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben würde im Zeitraum von 2023 bis 2038 die Zahl der SV-Beschäftigten in Oberbayern um 5,7 % bzw. rund 128.000 Personen abnehmen.

Im zweiten Szenario (hellblaue Linie) wird zusätzlich zur Demografie die Zuwanderung berücksichtigt. Dabei wird bis 2038 eine ähnlich starke Zuwanderung wie im Durchschnitt der letzten Jahre unterstellt. Damit käme es zu einem Aufbau an SV-Beschäftigung um 2,2 % bzw. rund 49.000 Personen. 

Das dritte Szenario (grüne Linie) entspricht bis 2028 der Trendfortschreibung, auf welcher der Arbeitsmarktradar aufbaut (Basisszenario): Zusätzlich zu Demografie und Zuwanderung wird hier bis 2028 auch eine weitere Steigerung der Partizipationsquoten von Ausländern, Älteren und Frauen im Durchschnitt der letzten sieben Jahre unterstellt. Ab 2028 werden die Partizipationsquoten dann konstant gehalten und nur noch die demografische Entwicklung und eine Zuwanderung berücksichtigt. In diesem Szenario wäre sogar ein Zuwachs an Beschäftigung um 8,9 % bzw. rund 199.000 SV-Beschäftigte bis 2038 möglich.

Abbildung 2: Langfristige Entwicklung der SV-Beschäftigung in Oberbayern 2018 bis 2038

Langfristige Entwicklung der SV-Beschäftigung in Oberbayern 2018 bis 2038

Alle Szenarien sind Kopf-Betrachtungen ohne Aussagen zur geleisteten Arbeitszeit.

Wie sich die Beschäftigung in Oberbayern also künftig entwickelt, hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Partizipationsquoten gesteigert werden können und Arbeitskräfte weiterhin zuwandern. Das Modell zeigt, dass es eine große Spannbreite der Entwicklung gibt und die Politik durchaus wirksame Stellschrauben besitzt, um dem demografisch bedingten Schrumpfen der Beschäftigung entgegenzuwirken.

Arbeitskräfteengpass

Engpass nach Qualifikationen

2023 fehlten im Bezirk der IHK für München und Oberbayern rund 43.000 Arbeitskräfte (siehe Abbildung 3). Alle Arbeitslosen, die für offene Stellen passend qualifiziert sind, werden dabei im Modell mit diesen offenen Stellen verrechnet und reduzieren die Lücke. Somit repräsentiert die Arbeitskräftelücke im Arbeitsmarktradar nur jene offenen Stellen, für die keinerlei passend qualifizierte Arbeitslose auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

In der Realität sind jedoch nicht alle Arbeitslosen auf Stellen zu vermitteln, für die sie eine passende Qualifikation haben. Der von den Unternehmen wahrgenommene Arbeitskräftemangel ist somit deutlich höher als die hier ausgewiesene Arbeitskräftelücke. Einen Hinweis darauf gibt auch die Zahl der offenen Stellen in Oberbayern, die 2023 mit 89.700 deutlich höher als der berechnete Arbeitskräftemangel war.

Bis 2028 wird der Arbeitskräftemangel auf rund 56.000 Personen weiter ansteigen. Die Zahl der offenen Stellen wird dann bei rund 108.000 liegen.

Abbildung 3: Arbeitskräftelücke und offene Stellen in Oberbayern 2017 bis 2028

Arbeitskräftelücke und offene Stellen in Oberbayern 2017 bis 2028

Betrachtet man den Arbeitskräftemangel nach Qualifikationsniveau, so fehlten 2023 rund 22.800 Fachkräfte (v.a. mit einer beruflichen Ausbildung) bei 44.300 offenen Stellen für diese Beschäftigtengruppe. 2028 werden 28.100 dieser Arbeitskräfte fehlen (offene Stellen: 50.900).

Die Zahl fehlender Spezialisten (z.B. Meister, Fachkräfte mit Weiterbildung, Bachelor) betrug 2023 rund 6.400 (offene Stellen: 12.700) und wird bis 2028 auf 8.100 ansteigen (offene Stellen: 16.000).

Zudem fehlten 2023 bereits 12.400 Experten (v.a. Akademiker mit Master-Abschluss) bei 19.400 offenen Stellen. 2028 wird diese Zahl auf 14.800 ansteigen (offene Stellen: 23.500).

Bei den Helfern betrug 2023 die Arbeitskräftelücke lediglich 1.400 Personen, bei 13.400 offenen Stellen. Diese Diskrepanz zwischen der Arbeitskräftelücke und den offenen Stellen deutet auf erhebliche Probleme hin, die vorhandenen Arbeitslosen auch tatsächlich für eine Beschäftigungsaufnahme zu gewinnen. 2028 werden 4.800 fehlende Helfer (offene Stellen: 18.100) erwartet.

Ohne die Arbeitskräftelücke könnte die Wertschöpfung in Oberbayern 2028 6,7 Mrd. Euro beziehungsweise 2,1 % höher liegen.

Engpass nach Berufen

Die Berufe mit den höchsten für 2028 erwarteten Engpässen sind in Abbildung 4 dargestellt. Zur besseren Einordnung sind die offenen Stellen in dem jeweiligen Beruf ebenfalls angegeben.

Die größten Arbeitskräftelücken werden 2028 für Fachkräfte im Verkauf erwartet. Hier werden 2.900 Arbeitskräfte fehlen. Bei den Fachkräften in Gesundheits- und Krankenpflege sowie den Experten in der Informatik werden jeweils rund 1.900 Arbeitskräfte zu wenig am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Auch bei den Helfern im Gastronomieservice (1.800) und den Experten in der Betriebswirtschaft (1.700) sowie bei Spezialisten in der Kinderbetreuung und -erziehung (1.500) ist mit massiven Engpässen zu rechnen.

Abbildung 4: Top 10 Berufe mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Oberbayern 2028

Top 10 Berufe mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Oberbayern 2028

Branchenentwicklung

Betrachtet man anstatt von Berufen die einzelnen Branchen in Oberbayern, wird das größte Beschäftigungswachstum bis 2028 in der Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie (+42.700), dem Gesundheitswesen (+17.400) sowie dem Bau ohne Hoch- und Tiefbau (+11.300) erwartet.

Der größte Beschäftigungsrückgang wird voraussichtlich in der Gastronomie stattfinden (-9.500).

Die größten Arbeitskräftelücken in absoluten Zahlen (Abbildung 5) werden für 2028 u.a. in der Unternehmensverwaltung, -führung und -beratung (8.700), dem Einzelhandel (4.300) und dem Gesundheitswesen (4.100) prognostiziert.

Abbildung 5: Top 10 Branchen mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Oberbayern 2028

Top 10 Branchen mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Oberbayern 2028