
IHK Arbeitsmarktradar Bayern
Ergebnisse für Niederbayern
Kurzfristprognose: Beschäftigungsentwicklung bis 2028
Die Anzahl der SV-Beschäftigten in Niederbayern (IHK-Bezirk Niederbayern in Passau) ist von 2018 bis 2023 von 415.000 auf 444.000 gestiegen (+6,9 %). Der IHK Arbeitsmarktradar (Abbildung 1) prognostiziert bis 2028 einen weiteren Anstieg auf 471.000 (+6,3 %).
Das erwartete Beschäftigungswachstum in Niederbayern wird dabei insbesondere von steigender Zuwanderung und einer wachsenden Arbeitsmarktintegration ausländischer Personen getragen. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung wird die weiter steigende Erwerbsbeteiligung von Älteren leisten. Zudem profitiert die Region von einer steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Renteneintritte in den nächsten Jahren weiter an, so dass die demografische Entwicklung diesen Beschäftigungsaufbau spürbar abbremst.
Diese Entwicklung setzt voraus, dass die oben beschriebenen Trends tatsächlich weiter anhalten und sich die aktuelle konjunkturelle Krise nicht zu einer längerfristigen strukturellen Krise entwickelt und sich spürbar auf die Beschäftigung auswirkt.
Abbildung 1: Arbeitsnachfrage, -angebot und Beschäftigte in Niederbayern 2017 bis 2028

Das Beschäftigungswachstum in Niederbayern entwickelt sich über die einzelnen Berufe hinweg sehr unterschiedlich. Den größten Zuwachs an Beschäftigung dürften bis 2028 mit einem Plus von 1.000 die Fachkräfte bei den Fahrzeugführern im Straßenverkehr zu verzeichnen haben. Deutlich mehr Beschäftigte wird es auch bei den Spezialisten in der Kinderbetreuung und -erziehung (+1.000) geben. Auch bei den Fachkräften in der öffentlichen Verwaltung (+900) wird es einen deutlichen Stellenaufbau geben.
Der größte Rückgang an Beschäftigung wird bei den Fachkräften unter den Bankkaufleuten erwartet (-800).
Langfristprognose: Beschäftigungsentwicklung bis 2038
In Abbildung 2 sind drei unterschiedliche Szenarien für die Beschäftigungsentwicklung bis 2038 in Niederbayern dargestellt.
Im ersten Szenario (dunkelblaue Linie) wird nur die demografische Entwicklung, also die Austritte aus dem Arbeitsmarkt, insbesondere aufgrund von Renteneintritt, und die Neueintritte betrachtet. Andere Einflussfaktoren, wie die Partizipationsquote von Frauen, Älteren und ausländischen Beschäftigten bleiben im ersten Szenario konstant und es wird keine Zuwanderung aus dem Ausland unterstellt. Auf Grund des Ausscheidens der besonders geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben würde im Zeitraum von 2023 bis 2038 die Zahl der SV-Beschäftigten in Niederbayern um 14,9 % bzw. rund 66.000 Personen abnehmen.
Im zweiten Szenario (hellblaue Linie) wird zusätzlich zur Demografie die Zuwanderung berücksichtigt. Dabei wird bis 2038 eine ähnlich starke Zuwanderung wie im Durchschnitt der letzten Jahre unterstellt. Damit würde sich der Rückgang auf 0,7 % bzw. rund 3.000 Personen abmildern.
Das dritte Szenario (grüne Linie) entspricht bis 2028 der Trendfortschreibung, auf welcher der Arbeitsmarktradar aufbaut (Basisszenario): Zusätzlich zu Demografie und Zuwanderung wird hier bis 2028 auch eine weitere Steigerung der Partizipationsquoten von Ausländern, Älteren und Frauen im Durchschnitt der letzten sieben Jahre unterstellt. Ab 2028 werden die Partizipationsquoten dann konstant gehalten und nur noch die demografische Entwicklung und eine Zuwanderung berücksichtigt.
In diesem Szenario würde die Beschäftigung bis 2038 im Vergleich zum Niveau von 2023 sogar um 6,4 % bzw. rund 28.000 steigen.
Abbildung 2: Langfristige Entwicklung der SV-Beschäftigung in Niederbayern 2018 bis 2038

Alle Szenarien sind Kopf-Betrachtungen ohne Aussagen zur geleisteten Arbeitszeit.
Wie sich die Beschäftigung in Niederbayern also künftig entwickelt, hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Partizipationsquoten gesteigert werden können und Arbeitskräfte weiterhin zuwandern. Das Modell zeigt, dass es eine große Spannbreite bei der Entwicklung gibt und die Politik durchaus wirksame Stellschrauben besitzt, um dem demografisch bedingten Schrumpfen der Beschäftigung entgegenzuwirken.
Arbeitskräfteengpass
Engpass nach Qualifikationen
2023 fehlten in Niederbayern rund 15.000 Arbeitskräfte (siehe Abbildung 3). Alle Arbeitslosen, die für offene Stellen passend qualifiziert sind, werden dabei im Modell mit diesen offenen Stellen verrechnet und reduzieren die Lücke. Somit repräsentiert die Arbeitskräftelücke im Arbeitsmarktradar nur jene offenen Stellen, für die keinerlei passend qualifizierte Arbeitslose auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
In der Realität sind jedoch nicht alle Arbeitslosen auf Stellen zu vermitteln, für die sie eine passende Qualifikation haben. Der von den Unternehmen wahrgenommene Arbeitskräftemangel ist somit deutlich höher als die hier ausgewiesene Arbeitskräftelücke. Einen Hinweis darauf gibt auch die Zahl der offenen Stellen in Niederbayern, die 2023 mit 27.000 deutlich höher als der berechnete Arbeitskräftemangel war.
Bis 2028 wird der Arbeitskräftemangel auf rund 22.000 Personen weiter ansteigen. Die Zahl der offenen Stellen wird dann bei rund 35.000 liegen.
Abbildung 3: Arbeitskräftelücke und offene Stellen in Niederbayern 2017 bis 2028

Betrachtet man den Arbeitskräftemangel nach Qualifikationsniveau, so fehlten 2023 rund 10.000 Fachkräfte (v.a. mit einer beruflichen Ausbildung) bei 15.000 offenen Stellen für diese Beschäftigtengruppe. 2028 werden 13.000 dieser Arbeitskräfte fehlen (offene Stellen: 19.000).
Die Zahl fehlender Spezialisten (z.B. Meister, Fachkräfte mit Weiterbildung, Bachelor) betrug 2023 rund 2.000 (offene Stellen: 4.000) und wird bis 2028 auf 4.000 ansteigen (offene Stellen: 5.000).
Zudem fehlten 2023 bereits 3.000 Experten (v.a. Akademiker mit Master-Abschluss) bei 4.000 offenen Stellen. 2028 wird diese Zahl auf 4.000 ansteigen (offene Stellen: 5.000).
Bei den Helfern betrug 2023 die Arbeitskräftelücke lediglich 300 Personen, bei 4.000 offenen Stellen. Diese Diskrepanz zwischen der Arbeitskräftelücke und den offenen Stellen deutet auf erhebliche Probleme hin, die vorhandenen Arbeitslosen auch tatsächlich für eine Beschäftigungsaufnahme zu gewinnen. 2028 wird das Fehlen von 1.500 Helfern erwartet (offene Stellen: 6.000).
Ohne die Arbeitskräftelücke könnte die Wertschöpfung in Niederbayern 2028 2,5 Mrd. Euro beziehungsweise 4,6 % höher liegen.
Engpass nach Berufen
Die Berufe mit den höchsten für 2028 erwarteten Engpässen sind in Abbildung 4 dargestellt. Zur besseren Einordnung sind die offenen Stellen in dem jeweiligen Beruf ebenfalls angegeben.
Die größten Arbeitskräftelücken werden 2028 für Fachkräfte im Verkauf erwartet. Hier werden rund 800 Arbeitskräfte fehlen. Bei den Fachkräften in der Lagerwirtschaft sind es 600. Bei den Fachkräften unter den Büro- und Sekretariatskräften werden 500 Arbeitskräfte zu wenig am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Auch bei den Experten im Bereich Sozialarbeit und Sozialpädagogik, den Helfern im Gastronomieservice sowie den Fachkräften der Kraftfahrzeugtechnik werden je rund 500 Arbeitskräfte fehlen.
Abbildung 4: Top 10 Berufe mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Niederbayern 2028

Branchenentwicklung
Betrachtet man anstatt von Berufen die einzelnen Branchen in Niederbayern, wird das größte Beschäftigungswachstum bis 2028 im Gesundheitswesen (+3.400), in der öffentlichen Verwaltung (+3.300) sowie dem Bau ohne Hoch- und Tiefbau (+3.100) erwartet.
Der größte Beschäftigungsrückgang wird voraussichtlich im Fahrzeugbau stattfinden (-1.200).
Die größten Arbeitskräftelücken in absoluten Zahlen (Abbildung 5) werden für 2028 u.a. im Gesundheitswesen (2.100), dem Bau ohne Hoch- und Tiefbau (1.900) und dem Einzelhandel (1.800) prognostiziert.
Abbildung 5: Top 10 Branchen mit den höchsten Arbeitskräftelücken in Niederbayern 2028
